Sonntag, 25. Oktober 2009

Entlieben für Fortgeschrittene von Conni Lubek


Da ich Anleitung zum Entlieben nicht gelesen habe, blieben bei mir einige Fragen offen. Wer ist Frau D.? Was hat es mit Curd Rock auf sich? Darauf fand ich einige Antworten in Lapareds Blog, verstehe aber nicht, warum er so komisch schreibt, bzw. spricht. Das ist mir persönlich irgendwie alles zu niedlich. Dann ist mir nicht ganz klar, ob Conni Lubek Lchen ist oder ob die Geschichte fiktiv ist, da hätte ich mir mehr Klarheit gewünscht, denn ich will mir jetzt nicht den ganzen Blog durchlesen. Eigentlich ist es auch unerheblich für den Roman selbst, aber mich interessiert sowas immer.

Die Handlung lässt sich schnell zusammenfassen: Lchen will ihren "Zurückholfreund" 119 vergessen und stürzt sich in eine Liebschaft mit dem Holländer Dick, den sie aber eigentlich gar nicht so gern will, der sie aber vergöttert. Dann stellt sich heraus, dass Dick verheiratet ist und dann will sie ihn auf einmal doch, weil er sie ja jetzt vielleicht nicht mehr will...

Für mich ist die Handlung auf alle Fälle irgendwie nachvollziehbar, auch wenn ich nicht so handeln würde. Der Roman liest sich leicht und flüssig. Einige Passagen sind auch echt lustig. Andere hingegen eher flach und blöd, beziehungsweise obszön, das geht mir dann doch zu sehr ins Private. Sexszenen und Gespräche über Toilletengänge können auch aus Romanen rausbleiben, zumindest empfinde ich das so. Natürlich ist die Sprache der Handlung angemessen, an manchen Stellen aber nervts gewaltig; zum Beispiel die ganzen Diminutive, wozu? Um die momentane Verwirrung der Protagonistin auszudrücken, oder solls vielleicht lustig sein?

Ich hätte dieses Buch nicht gekauft, dafür war es eine positive Überraschung wie gut es sich lesen lies. Es hat aber auch einige Schwachstellen, die mich gestört haben, deswegen werde ich den Vorgängerroman wohl nicht lesen. Insgesamt bin ich aber zufrieden, denn es war für einen verregneten Nachmittag genau das Richtige.

Donnerstag, 22. Oktober 2009

Darling Jim von Christian Mork

Also, vorweg: Die Story ist gut. Ein etwas verschroben wirkender Postbote findet die Leiche von Moira Walsh. Die darauf erscheinenden Polizisten finden bei der Spurensicherung noch zwei weitere Frauenleichen, beide brutalst getötet. Was ist hier geschehen?

Darauf folgt die Rahmenhandlung, der Postbote Niall, der eigentlich viel lieber hauptberuflich Comics zeichnen würde, findet ein Tagebuch, das Licht in den Mordfall Walsh bringen soll und begibt sich dann auch noch auf die Suche nach einem zweiten Tagebuch. Innerhalb dieser Rahmenhandlung wird die Geschichte der Walshes erzählt, die beiden Toten sind nämlich die Nichten von Moira, von ihnen stammen auch die beiden Tagebücher.

Jetzt zu den Kritikpunkten:

1. Die Rahmenhandlung ist absolut überflüssig. Ich habe stellenweise überflogen oder nur mit halbem Gehirn "hingelesen", weil ich, auch nach Beendigung des "Psychothrillers" nicht verstanden habe, warum der Autor diese Erzählform gewählt hat. Sie zieht den Roman nur künstlich in die Länge. Zum Teil gibt es echt abstruse Wendungen und man fragt sich zum Beispiel bei einer Szene auf dem Friedhof und danach, ob der Autor noch Seiten voll bekommen musste.

2. Die Sprache ist unterirdisch. Zum Teil werden übelste Fäkalbegriffe benutzt, dann wieder absolut sinnfreie Metaphern oder Vergleiche. Gerade wenn die Schwestern in ihr Tagebuch schreiben habe ich mich manches Mal wirklich fremdgeschämt. Denn die Sprache ist bemüht lustig und locker flockig und der Situation, in der diese schreiben, absolut unangemessen und unglaubwürdig, denn die beiden sitzen in einem Haus fest und sterben langsam vor sich hin.

3. Die Charaktere sind oberflächlich und unglaubwürdig. Dies zeigt sich in der Gestaltung der Tagebücher und auch in dem Verhalten der Schwestern, wie auch dem der Tante. Hier haben wir wieder die perfekten, wunderschönen Mädchen in einer Notlage. Sie sind so klug und schön, dass JEDER Mann in diesem irischen Ort scharf auf sie ist. Dies nur als Beispiel. Mich ärgert es in Romanen immer mal wieder, wenn zu perfekte Charaktere gezeichnet werden, die sich obendrein noch total blöd aufführen. Wenn ich Lehrerin bin, dann schmachte ich nicht einem Mann hinterehr, den ich gerade erst kennengelernt habe und vergesse daraufhin, meinen Schülern zuzuhören.

4. Der Geschichtenerzähler ist langweilig. Wiederum zu schön um wahr zu sein, keine kann seinem Bann wiederstehen. Dabei ist die Geschichte, die er nach und nach erzählt richtig langweilig und ein dümmliches Gleichnis.

Fazit: Hier sind nur meine vier Hauptkritikpunkte angesprochen. Es gibt aber natürlich noch mehr. Ich war nach dem Lesen des Klappentextes jetzt von dem Buch sehr enttäuscht, denn die vielen Handlungsstränge wollen nicht recht zusammenpassen und enttäuschen im unfassbar blöden Ende. Sprachlich und methodisch schlecht, ärgere ich mich umso mehr über den vielversprechenden Klappentext der den Leser eigentlich nur in die Irre führt und in keinster Weise hält, was er verspricht.

Donnerstag, 1. Oktober 2009

Die besten zehn Sekunden meines Lebens von Roger Schmelzer


Der 16 jährige Chris Mackenbrock trifft vor dem Kunstunterricht zufällig auf die Neue: Kathleen Specht. Monate später muss er sich eingestehen, dass er in sie verliebt ist und bis zu diesem Zeitpunkt alles getan hat, um seiner Angebeteten nicht näher zu kommen. Chris versucht sein Leben umzukrempeln, scheitert aber immer wieder. Kurz vor seinem 40. Geburtstag ist er verzweifelt und verflucht sein Schicksal und alle verpassten Chancen. Doch nun beginnt ein neuer Abschnitt, in dem Unerwartetes passiert und der dabei doch ein komplett anderes Ende als erwartet bietet.

Zunächst dachte ich, dass dieses Buch nichts Besonderes sei. Nett zu lesen, an einigen Stellen recht lustig und vor allem mitreißend, denn man entdeckt Charaktere, die so oder so ähnlich jeder kennt. Doch dann kommt die Wendung des Romans, ab dieser Stelle war ich begeistert, möchte jetzt aber nicht zu viel verraten. Denn die Idee ist grandios und ich denke, dass viele Leser insgeheim von so etwas schon einmal geträumt haben... Das Ende wird dann etwas langatmig, aber bringt das Ganze zu einem überraschenden Abschluss.

Es scheint um verpasste Chanchen zu gehen, um falsche Vorstellungen und darum, im Leben etwas zu erreichen. Doch die abschließende Botschaft sieht anders aus: Man sollte das Beste aus seinem Leben machen.

Beim Lesen war ich oft tief berührt, manchmal schämt man sich fremd, ein anderes Mal hofft man mit dem Protagonisten, dann wieder wird man traurig oder freut sich. Die Lektüre ist spannend und meiner Meinung nach tiefgehend. Wenn auch einige Stellen oberflächlich wirken, so finde ich doch, dass der Roman eine Bostchaft hat.

Zunächst hatte ich aufgrund der Karriere des Autors Vorbehalte, denn diese Comedy Sendungen finde ich mal so gar nicht lustig. Schmelzer versteht es aber, den Leser emotional anzusprechen. Er schickt ihn auf eine Achterbahn der Gefühle, deswegen bin ich von diesem Buch begeistert.