Sonntag, 27. September 2009

Dan Wells: Ich bin kein Serienkiller


In Wells Roman geht es um den 15 jährigen Schüler John Wayne Cleaver. Zu Anfang erinnert die Story an "My Girl" auf makaber. Der Junge lebt mit seiner alleinerziehenden Mutter direkt über deren Arbeitsplatz - einem Bestattungsunternehmen. John ist fasziniert von der Herrichtung der Leichen und hilft gern. Doch scheint ihn dies zunehmend mehr zu traumatisieren. Er befindet sich in psychologischer Behandlung, denn er ist von Serienkillern besessen und glaubt, selber einer werden zu können, sollte er nicht strikte Regeln einhalten, um dies zu verhindern. Bis hierin das, was ich erwartete. Doch dann versetzt eine Reihe von Morden die kleine Stadt Clayton in Aufruhr. John wittert einen Serienkiller in direkter Nachbarschaft, doch was er entdeckt, bringt ihn dazu, seine Regeln zu brechen und sich auf gefährliches Terrain zu begeben.

Sprachlich und vom Spannungsbogen her empfinde ich den Roman als durchaus gelungen. Aber gerade nach der Enttarnung des Täters flacht die Geschichte doch stark ab. Johns Gedanken kreisen um den Dämon und wiederholen sich dabei oft, viele Schlussfolgerungen werden mehrere Male wiederholt und beginnen gegen Ende zu langweilen.

Wie auch viele andere Leser hatte ich mir nach der Leseprobe etwas anderes erwartet. Dieses Kapitel vier der Leseprobe fand ich makaber und doch unterhaltsam zugleich, es liest sich aber im Kontext des gesamten Romans ganz anders. Der Klappentext, die Aufmachung und die Leseprobe suggerieren mir ein anderes Genre, als hier geboten. Deswegen auch die schlechte Bewertung, der Roman langweilt zunehmend und hätte durchaus mehr Potential gehabt. So halte ich hier einen durchschnittlichen bis eher schlechten Fantasyroman in Händen. Vielleicht hätte sich der Autor für einen Handlungsstrang entscheiden sollen, den um John Cleaver und sein inneres Monster oder um den Dämon. So mischen sich hier Thriller und Fantasyroman, doch beides will meiner Meinung nach nicht recht zusammenpassen.

Dienstag, 15. September 2009

Winterzauber und Bedrohlichkeit

Volker Klüpfel/ Michael Kobr: Rauhnacht
Kluftingers neuer Fall

In Kluftingers fünftem Fall entführt uns das Autorenduo Klüpfel/ Kobr in die verschneite Allgäuer Bergwelt.
Bei diesem Roman handelt es sich leider um den ersten der Kluftinger Reihe, den ich gelesen habe, deswegen wurden mir einige Zusammenhänge und Figurenkonstellationen nicht sofort klar. Ich fand aber schnell einen Zugang zu den Personen, so dass man keine Angst haben muss, an diesem Punkt der Reihe zu starten.
Der etwas verschrobene Kommissar Kluftinger reist mit seiner Frau Erika und dem ihnen bekannten Ehepaar Langhammer anlässlich der Einladung von Julia König, einer ehemaligen Sportlerin, in deren Luxushotel. Dort erwartet sie ein Krimiwochenende, bei dem Kluftinger den Ermittler Hercule Poirot mimen soll und so ungewollt ins Rampenlicht gerückt wird. Nur kommt leider alles anders als erwartet, es findet sich auf einem der Zimmer die Leiche eines Hotelgastes. War es Mord oder doch Selbstmord? Die Ermittlungen beginnen.
Ich hatte mit einem Krimi gerechnet und fand hier einen hervorragenden Unterhaltungsroman. Die Protagonisten sind so detailliert dargestellt, dass ich sie mir genau vorstellen konnte. Die spitzen Gedankengänge des muffeligen Kommissars reizen das Zwerchfell. Ebenso die affektiert, aufschneiderische Art des gesundheitsbewußten Dr. Langhammers. Die Spitzen des Kommissars gegen Langhammer gerade am Anfang sind fabelhaft, besonders wenn sie in Wortschöpfungen wie einer sinkenden „Taxifinanzierungshemmschwelle“ zur Rückfahrt münden.
Desweiteren möchte ich die angenehme Stimmung hervorheben. Man fühlt sich sofort in dieses eingeschneite Luxushotel versetzt und kann die Kälte der Rauhnacht an einigen Stellen fast spüren. Hotels eignen sich ja sowieso sehr gut für solch eine Handlung, im vorliegenden Roman ist dann aber auch die Umsetzung der Stimmung sehr gut gelungen.
Nun werde ich wohl die anderen Romane um Kommissar Kluftinger lesen, denn dieser hat mir wirklich gut gefallen und war purer Lesegenuß.

Montag, 7. September 2009

Heiß glüht mein Hass von Karen Rose

In diesem Thriller verfolgt ein seelisch verletzter Mann nach vielen Jahren der Verdrängung seine vermeindlichen Peiniger, um Rache zu üben.

Die Ermittlerin Mia Mitchell bekommt, nachdem ihr Partner Abe angeschossen wurde, den Firemarchall Reed Solliday zur Seite gestellt. Zunächst ist die Symphatie nicht sehr groß, doch entwickelt sie sich im Laufe des Romans doch noch recht rasant...
Mitchell und Solliday haben beide mit der Bewältigung ihrer Vergangenheit zu tun. Trotzdem stürzen sie sich in ihre Arbeit, um den Serienmörder zu fassen, der seine Opfer auf bestialische Weise verbrennt. Sie geraten immer wieder in heikle Situationen, wird ihnen ihre persönliche Situation letztendlich zum Verhängnis?

Der Thriller ist sehr spannend geschrieben. Die Personen treten bei der Erzählung deutlich in den Vordergrund, da ihr Privatleben ebenfalls im Roman thematisiert wird. Dies ist anfangs noch nett, stört im Mittelteil aber ein Wenig und wird zum Schluss doch ziemlich kitschig. Die Story ist super, hat überraschende Wendungen und lässt mitfühlen. Die Personen sind auch nicht unsymphatisch, könnten aber meiner Meinung nach dem handlungsverlauf zugunsten in den Hintergrund treten.

Alles in allem ein tolles Buch für eine spannende Lektüre, für meinen Geschmack aber zuviel schnulzige Nebenhandlung.

Samstag, 5. September 2009

Die Zarentochter von Petra Durst- Benning

Zunächst sei gesagt, dass die gebundene Ausgabe dieses Romans wirklich wunderschön ist. Der Einband ist sehr geschmackvoll gestaltet und das Vorsatzpapier hat ein tolles Muster.

Im Prolog wird angedeutet, wie Großfürst Nikolaus nach dem Tod seines Bruders Alexander den Dekabristenputsch abwendet und dementsprechend eine autoritäre Herrschaft als Zar führen muss, um bestehen zu können.

Die Romanhandlung setzt acht Jahre später ein. Die Familie Romanow verbringt den Sommer auf dem Land. Die Geschwister wachsen mit der Nähe zu ihren Gouvernanten, der Liebe ihrer sanften Mutter, sowie unter den Augen des zum Teil unberechenbar cholerischen, strengen Vaters auf. Die jungen Großfürsten verbringen ihre Kindheit im sprichwörtlichen goldenen Käfig und kommen kaum in Kontakt mit dem einfachen Volk. Nur die elfjährige Olga, genannt Olly, ist anders. Sie lernt in diesem Sommer den Bootsjungen Mischa kennen, der bettelarm ist. Durch diese Bekanntschaft entstehen erste Wünsche in Olly, etwas für die Armen in ihrem Land zu tun. Ganz anders ihre ältere Schwester Mary, sie interessiert sich nur für Oberflächlichkeiten und handelt oft so unbedarft und egoistisch, dass Unbeteiligte zu Schaden kommen. Olly will niemals so werden, wie ihre charakterlose Schwester.

Im Laufe der Handlung aber wandelt sich dieses Bild, aus der mildtätigen Olly wird eine Gesellschaftsdame. Ihr Bruder Sascha bringt von seinen Reisen keine erfreulichen Nachrichten über die Lage der russischen Bevölkerung mit. Dies geht Olly einen kurzen Moment nahe, nach kurzer Zeit hat man aber das Gefühl, Tratsch und Liebeleien seien auf einmal wichtiger als das ehemals noble Ziel, Gutes zu tun.

Natürlich geht es auch um die große Liebe von Olga. Ihr begegnen dabei viele Unwägbarkeiten, denn sie und auch ihre Geschwister müssen sich entscheiden: Heiraten sie ihre große Liebe oder schließen sie Vernunftehen zum Wohle Russlands?

Anfangs versprach dieser historische Roman eine spannende Lektüre, begann aber kurz vor Beginn des zweiten Teiles unsagbar zäh zu werden. Die Charaktere sind so oberflächlich, dass man oftmals die Augen verdreht, wenn zum Beispiel von Olgas und deren bester Freundin Marias Schönheit berichtet wird, die auf einmal im Vordergrund zu stehen scheint. Alles erscheint zu perfekt.

Es handelt sich um einen historischen Liebesroman, was an sich nichts Schlechtes ist. Jedoch sind die Beziehungen meiner Meinung nach nur sehr oberflächlich angerissen, ich hätte mir dabei mehr Tiefe gewünscht. Ständig entstehen neue Strohfeuer, auch wenn kurz vorher noch einem anderen hinterhergeschmachtet wurde…

Die Handlung plätschert ermüdend vor sich hin, trotzdem habe ich das Buch in einer Nacht gelesen, vielleicht auch, weil ich es hinter mich bringen wollte.