Samstag, 5. September 2009

Die Zarentochter von Petra Durst- Benning

Zunächst sei gesagt, dass die gebundene Ausgabe dieses Romans wirklich wunderschön ist. Der Einband ist sehr geschmackvoll gestaltet und das Vorsatzpapier hat ein tolles Muster.

Im Prolog wird angedeutet, wie Großfürst Nikolaus nach dem Tod seines Bruders Alexander den Dekabristenputsch abwendet und dementsprechend eine autoritäre Herrschaft als Zar führen muss, um bestehen zu können.

Die Romanhandlung setzt acht Jahre später ein. Die Familie Romanow verbringt den Sommer auf dem Land. Die Geschwister wachsen mit der Nähe zu ihren Gouvernanten, der Liebe ihrer sanften Mutter, sowie unter den Augen des zum Teil unberechenbar cholerischen, strengen Vaters auf. Die jungen Großfürsten verbringen ihre Kindheit im sprichwörtlichen goldenen Käfig und kommen kaum in Kontakt mit dem einfachen Volk. Nur die elfjährige Olga, genannt Olly, ist anders. Sie lernt in diesem Sommer den Bootsjungen Mischa kennen, der bettelarm ist. Durch diese Bekanntschaft entstehen erste Wünsche in Olly, etwas für die Armen in ihrem Land zu tun. Ganz anders ihre ältere Schwester Mary, sie interessiert sich nur für Oberflächlichkeiten und handelt oft so unbedarft und egoistisch, dass Unbeteiligte zu Schaden kommen. Olly will niemals so werden, wie ihre charakterlose Schwester.

Im Laufe der Handlung aber wandelt sich dieses Bild, aus der mildtätigen Olly wird eine Gesellschaftsdame. Ihr Bruder Sascha bringt von seinen Reisen keine erfreulichen Nachrichten über die Lage der russischen Bevölkerung mit. Dies geht Olly einen kurzen Moment nahe, nach kurzer Zeit hat man aber das Gefühl, Tratsch und Liebeleien seien auf einmal wichtiger als das ehemals noble Ziel, Gutes zu tun.

Natürlich geht es auch um die große Liebe von Olga. Ihr begegnen dabei viele Unwägbarkeiten, denn sie und auch ihre Geschwister müssen sich entscheiden: Heiraten sie ihre große Liebe oder schließen sie Vernunftehen zum Wohle Russlands?

Anfangs versprach dieser historische Roman eine spannende Lektüre, begann aber kurz vor Beginn des zweiten Teiles unsagbar zäh zu werden. Die Charaktere sind so oberflächlich, dass man oftmals die Augen verdreht, wenn zum Beispiel von Olgas und deren bester Freundin Marias Schönheit berichtet wird, die auf einmal im Vordergrund zu stehen scheint. Alles erscheint zu perfekt.

Es handelt sich um einen historischen Liebesroman, was an sich nichts Schlechtes ist. Jedoch sind die Beziehungen meiner Meinung nach nur sehr oberflächlich angerissen, ich hätte mir dabei mehr Tiefe gewünscht. Ständig entstehen neue Strohfeuer, auch wenn kurz vorher noch einem anderen hinterhergeschmachtet wurde…

Die Handlung plätschert ermüdend vor sich hin, trotzdem habe ich das Buch in einer Nacht gelesen, vielleicht auch, weil ich es hinter mich bringen wollte.

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